Meine Lieblingsfarbe? Schwarzrotgold.

Es ist wieder soweit. Wir spielen Fußball vor einem internationalen Publikum. Und wir spielen guten Fußball.
Nun könnte man sagen: Fußball ist nur ein Spiel. Aber irgendwie stimmt das nicht. Nicht für uns Deutsche.
Kein anderes Ereignis, egal ob in der Politik, in den Medien oder im Sport, kann so viele Emotionen aus den Deutschen locken. Das größte Gefühl ist eins, das wir ins uns erstickten, ersticken mussten: Heimatstolz.
Alle zwei Jahre, entweder zur EM oder zu WM, bekommt dieses Wort einen Inhalt. In der restlichen Zeit ist es ein Ausdruck, den sich niemand trauen würde, in den Mund zu nehmen. Schließlich wissen wir ja alle, was wir auf dem Schuldenkonto haben! Und diese Schuld lastet schwer auf allen Deutschen, egal ob Ossi oder Wessi, ob alt oder jung.
Unsere Vergangenheit, unsere Geschichte ist so alt und doch waren wir nie eine Nation. Bereits die Germanenstämme stritten sich um Territorien. Auch später mussten sich Sachsen, Franken und Preußen gegeneinander behaupten. Unsere Zerstückeltheit und Uneinigkeit ist das Ergebnis des Zusammenlebens von unzähligen Kulturen. Doch weder der Deutsche Bund, noch die Wiedervereinigung zur Bundesrepublik ließen uns zu einem einheitlichen Volk werden. Bis heute kategorisieren wir uns, legen wir uns gegenseitig in Schubladen.
Doch da ist dieses schwarzweiße runde Ding. Dieser Ball. Hinter ihm steht ein Team, eine Mannschaft, die sich durch ihre Einigkeit auszeichnet. Unser Ideal sozusagen, dem wir eigentlich gern nacheifern würden, es jedoch nicht auf die Reihe kriegen. Fußball steht für uns für das Deutschland, das es nicht gibt, für eine Gemeinschaft, die wir gern kennen würden und für ein Gefühl, dass wir nicht fühlen dürfen: Stolz.
In diesen Tagen erfüllt es mich mit Stolz, Deutsche zu sein. Es ist ein schönes, warmes Gefühl. Diese Zeilen zu schreiben, fühlt sich verboten an. Und doch denke ich, dass diese Worte gesagt werden müssen.
Jede Nation braucht ihren Stolz, jede Nation hat etwas, was sie zu etwas besonderem macht. Und Heimat gibt es eben auch nur eine, die man sich so wenig wie seine Eltern selbst aussuchen kann, die man aber genauso wie seine Eltern respektieren und lieben soll. Daran ist nichts verkehrt. Alle machen es so, nur wir, wir trauen uns nicht!
Ich wünsche mir, dass Deutschland Weltmeister der WM 2014 wird. Ich möchte noch einmal so unglaublich glücklich und stolz auf mein Land sein, wie im Halbfinale gegen Brasilien. Und ich wünsche mir, dass wir endlich lernen, Fußball auch im Alltag zu spielen.
Größe zeigt sich eben nicht nur in Exportzahlen und Statistiken. Größe ist, wenn wir unteinander fair und offen sind. Egal, woher wir stammen und egal, wohin wir gehen. Deutschland sollte immer das Land der vielen Kulturen bleiben, denn das macht es reich und einzigartig. Und wenn wir alle ein klein bisschen stolzer drauf wären, dann könnten wir uns vielleicht auch etwas näher und einiger sein. Vielleicht.
Also: Raus mit den Fahnen und Daumen gedrückt! Und vielleicht mal drüber nachdenken, warum wir diesen Fußball so lieben 🙂

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Ein Kommentar zu „Meine Lieblingsfarbe? Schwarzrotgold.

  1. Also das ist wieder einmal ein ganz kluger und wahrer Artikel, danke dafür! Leider getrauen sich die meisten Medien in Deutschland so etwas nicht. Aber es gibt Ausländer, die Deutschland mehr schätzen als wir uns selber und diesen Schuldkomplex, der uns belastet, nicht haben: z.B. den australischen Historiker Christopher Clark mit seinen Büchern: „Preußen, Aufstieg und Niedergang 1600 – 1947“ und „Die Schlafwandler, wie Europa in den ersten Weltkrieg zog“. Auch heute noch wird man von den meisten Medien leider als rechtsextrem beschimpft, wenn man so etwas wie Stolz auf Deutschland, auf die Heimat, zum Ausdruck bringt.

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