Prolog
Wie Phönix aus der Asche ist sie auferstanden. Wie Jesus aus dem Ostergrabe hat sie ihre Trümmersteine zur Seite gerollt und sich einen Weg gebahnt in die Zukunft.
Die Nachricht, die diese Stadt trägt, ist eine Warnung und zugleich eine Hoffnungsbotschaft: Wirkliche Größe kann zwar verletzt, aber nie wirklich zerstört werden.
Es sind Narben, die sie schmücken und Wunden, in denen wir stolpern. Aber sie ist sie selbst geblieben, ihr Stolz ist ungebrochen – zu Recht. Ich widme diese Gedanken als Danksagung an die wunderbarste Stadt der Welt: Dresden.
Du Königin aus Kindheitsmärchen,
so kühl und stolz und schön,
du Elbenstadt aus alten Tagen,
zu lang hab ich dich nicht gesehn.
[Intermezzo I: In der Straßenbahn]
Versuche so auszusehen, wie alle anderen. Versuche mich so zu fühlen, wie alle anderen. Bin auch nur eine Dresdnerin, auf ihrem Weg von irgendwo nach irgendwohin. Gebe mir einen gestressten Eindruck, damit es auch authentisch wirkt.
Ich betrachte die Fahrgäste aus den Augenwinkeln: Alle über 30 schauen wohlsortiert. Alle unter 30 schauen müde.
Auf der Augustusbrücke spüre ich schließlich, dass alles nur ein bisschen anders ist. Eben nur so viel, wie ich diesmal anders bin.
Goldner Reiter, starker Ritter,
sag, wie lang hältst du dich noch?
Reitest du bis ewig weiter?
Und – trägt dein Ross dies schwere Joch?
[Intermezzo II: Am Elbufer]
Die Stadt hat keine Zeit für mich, sie hat zu tun. Aber sie winkt mich dennoch freundlich durch. Kann ja auch nicht von ihr erwarten, mir einen extra Termin zu geben, da hätt’ ich mich anmelden müssen vorher. Und selbst dann… Bin etwas traurig über ihre Kühle, aber ich weiß ja, wie sie’s meint.
Der Anblick deiner goldnen Kuppeln,
die Sicht auf Sempers Opernhaus,
der Weg aus Kies im Zwingergarten,
all das betäubt mich, malt mich aus.
[Intermezzo III: Auf Pflastersteinen]
Gedankenschwämme drücken sich über mir aus. Ihr nasses, unfreundliches Wasser lass ich ungetrocknet, ich genieße es, die Gedanken überall auf der Kopfhaut zu spüren. So ist das Leben, so fühlt es sich an, wenn man es lässt! Nach einer Weile zieht der Wind an meinen Haaren, ich wünsche mir eine Mütze. Statt Strickhelm ergattere ich einen Kaffee. Beim Schlürfen stolpere und falle ich fast, dabei kenn ich diese Steine doch…?!
Grüner Park mit buntem Grase,
im Sommerlicht saß ich einst dort,
mit Freunden, lachend, Pläne schmiedend.
Nun sind sie alle – alle – fort.
[Intermezzo IV: In mir drin]
Einsamkeit ist ein gefährlicher Begleiter. Schon, um sich vor ihr und ihren Tücken zu schützen, sollte man nie unvorbereitet alleine unterwegs sein. Man wird zu schnell übers Knie gehauen, die heimatliche Butter wird einem, ehe man sich versieht, vom Brot genommen. Am schlimmsten sind die eigenen Gedanken, die konfus aus jeder Richtung strömen und den Blick zu vernebeln suchen. Den Blick auf eine Stadt, die ist, wie sie war. Ohne Wenn und Aber. Deren Mauern fest genug stehen, um sich daran anzulehnen. Ein Menschenleben lang.
Dresden, schönste Fürstenstatt,
du hoheitliche Perle.
Dein Schicksal trag ich stets mit mir,
mitten in meiner Seele.